Eine ausführliche Rezension zu

Mirco Limpinsel: “Was ist organische Architektur?

Zur Topik & Semantik eines mehrdeutigen Begriffs

ist im Sonderdruck der Zeitschrift für Germanistik XXXI – 2/2021 erschienen.

Ein Auszug:

” … bekommt Limpinsels Buch
den Charakter eines aufschlussreichen Streifzuges
durch die jüngere, westliche Architekturtheorie
und tritt dezidiert ohne Anspruch auf die vollständige
Erfassung der untersuchten Topoi auf.
Insgesamt ist das jedoch die Stärke des Buches:
Über die architekturtheoretischen Inhalte hinaus
regt es dazu an, die Leistungsfähigkeit des Topos-
Begriffes für die Analyse theoretischer Kontexte
grundsätzlich zu reflektieren.” Adrian Robanus

 

“Intelligentes Lesevergnügen!”

Buchbesprechung aus Südtirol zu “Schroeder schreibt … fast ein Krimi”.

 Schroeder schreibt Rezi Dolomiten

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Wolfgang Bachmann liest aus seinem Roman “Schroeder schreibt … fast ein Krimi”

https://youtu.be/qHXfkJNvra4

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Wir freuen uns sehr über eine äußerst originelle Buchbesprechung zu Gerd de Bruyn’s Erlenbruch.

https://youtu.be/hPL5m2wK2DU

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Das Online-Magazin moderneREGIONAL schreibt über „Bremens letzte Jahre“ von Gerd de Bruyn

Die Neurosen der Architekturmoderne

Er ist schon ein merkwürdiger Kauz, dieser Franz Bremen, Hauptfigur in Gerd de Bruyns neuem Roman „Bremens letzte Jahre“. Ein selbsternannter Eremit, der nichts so sehr verabscheut wie die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten seiner Mitmenschen. Zudem plagen ihn gleich mehrere Neurosen und Wahnvorstellungen. Nach dem Tod seiner Frau flüchtet er aus Berlin, dem denkbar schlechtesten Ort für seine Menschenscheu, in die niedersächsische Provinz. In einer Kleinstadt, die sich eines Schnarchmuseums rühmt, müsste man unbehelligt seinen Lebensabend verbringen können – nicht jedoch als Sonderling. Franz Bremens kränklich asketisches Erscheinungsbild sorgt bald dafür, dass er (wider Willen) in die Kreise der Kleinstadtschickeria gerät. Hier erfährt er geballt ein letztes Mal, was ihm an der Gesellschaft anderer Menschen schon immer verhasst war. Nach dem Ableben findet er endlich seine Katharsis – in einer fragmentarischen Schattenwelt ohne soziale Verpflichtungen.

Gerd de Bruyns Roman „Bremens letzte Jahre“ erscheint als letzter einer Trilogie, die sich wichtigen Lebens- und Zeitabschnitten widmet. „Das mächtige Häuflein“ drehte sich noch um das selbsternannte Intellektuellenmilieu im Frankfurt der 1980er Jahre. Bei „Erlenbruch“ standen dann adoleszente Bikergang-Träume im Mittelpunkt. Nun geht es um den Lebensherbst und die nüchterne Gegenwart. De Bruyn zeichnet seinen Protagonisten so nicht als entrückte Gestalt, sondern als (wenn auch offenkundig lebensfeindliche) Bezugsperson. Wir verstehen nur allzu gut die Ablehnung, die Franz Bremen all den unsäglichen Oberflächlichkeiten und Possen unseres Alltages entgegenbringt. Dennoch zeigt diese Gesellschaftsstudie mit Hang zum Namedropping gelegentlich Längen.

Nichtsdestotrotz sind das komische Potenzial der Geschichte und die Anspielungen auf die Architekturgeschichte für Eingeweihte ein Vergnügen. Das ist nicht verwunderlich, stammt der Roman doch von einem ehemaligen Lehrstuhlinhaber für Architekturtheorie. Gekonnt verpasst er Franz Bremen ein großes „Lebensreformprojekt“: Die Möbel in dessen neuem Domizil sollen von sämtlichen Ornamenten befreit und in eine Flucht gebracht werden – ein treffendes Sinnbild für die Neurosen der Architektur des 20. Jahrhunderts. Am Ende ist es ausgerechnet die hitzige Diskussion um ein modernes Bauwerk, die Bremen endgültig mit seinem Umfeld brechen lässt. Als sein Ordnungszwang öffentlich angeprangert wird, verlassen ihn desillusioniert die Lebenskräfte. (16.9.20, jm)

Gypsy Chimps Motorradblog schreibt über „Erlenbruch“ von Gerd de Bruyn

Pötte, Elsen, MC Bones, Kreidler, BMW. Eine Lesereise in die 60er. Der Stoff: ein waschechter Motorradroman.

Was ist ein Rockermärchen? Das frage ich mich zunächst, denn das steht als Untertitel auf dem pechschwarzen Einband. Der Klappentext sagt dazu, dass die Geschichte für alle Personen gut ausginge. Und deshalb ein Märchen sei. Ich bereite mich auf Fatalismus und schlechte Laune in Textform vor, werde aber erfreulicherweise überrascht.

Erwartet hatte ich auch, gleich in die Welt irgendeines Rockerclubs eingeführt zu werden. Stattdessen setzt der Roman in der pubertären Phase eines Teenagers in den späten 60er Jahren an.

Rotzig

Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich sofort festlese. Der Handlungsstrang ist weitgehend wie bei einem Entwicklungsroman angelegt. Werther lässt grüßen.

So tauche ich ein in die einfach gestrickten Gedanken eines 17jährigen und eine Welt, in der Mädchen als „Elsen“ und Motorräder als „Pötte“ bezeichnet wurden. Der rotzige Slang damaliger Jugendsprache provinziell geprägter Randzonen deutscher Städte ist gut getroffen. In dem berichtet der Erzähler über die Abenteuer der Hauptfigur, der keine nennenswerten Ambitionen entwickelt bis auf den Wunsch, Mitglied des MC Bones zu werden.

Was die Geschichte letztlich zum Motorradroman macht, sind vor allem die zahlreich genannten Mopeds und Motorräder, die die Szenen einrahmen. Ich nehme an, dass dem ein oder anderen, der in dieser Phase aufgewachsen ist, gerade deshalb ein nostalgisches Erinnerungslächeln übers Gesicht huschen wird. Für sie ist eine Kreidler Florett RS nicht einfach nur ein Name, ihnen hat eine R 75/5 BMW mit hoher Wahrscheinlichkeit mal ehrfürchtige Gänsehaut verursacht und sie wissen von einer Zeit, in der eine Horex Regina 400 als unliebsamer Eisenhaufen galt.

Die Handlung spielt zu einer Zeit, in der ein Motorradclub in Deutschland noch etwas anderes war als heute. Zum Beispiel saß der prototypische Rocker des MC Bones nicht auf einer Harley-Davidson. Das bis heute hochgehaltene Ideal der Freiheit – also die Loslösung von gesellschaftlichen Zwängen als wesentlichem Merkmal der Rockerbewegung – klingt zumindest an.

Ein bisschen mehr Milieu würde nicht schaden

Allerdings habe ich mir von einem „Rockermärchen“ mehr erwartet. Generell mehr Einblicke ins Milieu beispielsweise. Denn das, was die Hauptfigur hinter den Türen des Clubheims erlebt, bleibt ungenannt und spielt für den eigentlichen Handlungsstrang nur eine untergeordnete Rolle.

Auch das Schicksal des Patch-Overs, das auch den MC Bones ereilte, wird nur angerissen, nicht aber ausgebaut. Infolgedessen finde ich es ein wenig schade, dass sich nur erraten lässt, weshalb sich der Held so von dieser Welt angezogen fühlt.

Ausführlicher wird hingegen aus dem studentischen Milieu berichtet, in dem unser Held allerdings nur Zaungast bleibt. Das macht die Geschichte nicht ganz rund. Zu diesem Eindruck trägt auch das gehetzt dahingeschrieben wirkende Ende bei. Auf den abschließenden Seiten wird ein enormer Zeitsprung gewagt, der den bis hierher insgesamt elastischen Bogen überspannt. Das Leben der im Mittelpunkt stehenden Figur wird nahezu abgewickelt.

Dann gibt es ein paar Stellen, die ich nicht so recht nachvollziehen kann. Das immer wieder auftauchende „Damals“ des im Hintergrund bleibenden Erzählers beispielsweise. An einigen Stellen gibt sich der Text wie eine autobiographische Erinnerung, an anderen wie der unbeteiligte Report eines Berichterstatters.

Empfehlung

Es steht jedoch fest, dass das Buch ein waschechter Motorradroman ist. Und zwar nicht nur aufgrund der zahlreich genannten Mopeds und Motorräder.

Besondere Erwähnung verdienen noch die ganzseitigen, meist düsteren Aquarelle von Alexander Misch, die die Handlung begleiten und sehr gut zu der dichten, gelungenen Beschreibung des Lokalkolorits passen. Da lässt sich leicht in eine Zeit abtauchen, die in der deutschen Motorradwelt bis heute merklich nachhallt. Auch deshalb hat sich dieser Roman eine Leseempfehlung für Motorradfahrer sehr wohl verdient.

 

 

Wolfgang Bachmann schreibt zu “Bremens letzte Jahre” in marlowes:

Wenn (Natur-)Wissenschaftler nach dem Abschluss ihres Berufslebens belletristisch arbeiten, bringen sie eine gute Voraussetzung mit: Sie können exakt beobachten und analysieren. Großartig, wenn sie auch noch über Sprachgefühl und eine ironische Begabung verfügen. Bei Gerd de Bruyn trifft das alles zu.

Mit diesem Buch beschließt Gerd de Bruyn, vormals Leiter des igma (Institut für Grundlagen Moderner Architektur) in Stuttgart, den Dreisatz erzählter Lebensabschnitte über Jugend und Erwachsensein mit einer Altersgroteske – man findet den Spaziergänger Franz Bremen (58) tot in schäbiger Kleidung krumm und quer auf einem Weg liegend. Man könnte dieses Ereignis als endliche Befreiung vom eingesperrten Dasein oder auch als Auftakt ewiger Sündenstrafen betrachten, denn es konterkariert drastisch sein kauziges Leben.

Bremen war ein Pedant, der sich bei gleichzeitiger Verwahrlosung seiner Umgebung eine präzise Ordnung installiert hatte. In seiner Wohnung mussten sich die unverrückbar fixierten Möbel präzise an Fluchtlinien halten, und damit sie dieser rechtwinkligen Räson folgen konnten, hatte er sogar ihre Fronten geglättet und Profile, Leisten und störende Konturen entfernt. Natürlich fallen einem zur Warnung Architektenkollegen ein, denen man irgendwann begegnet ist, vielleicht handelt es sich bei Bremens Marotten für ein „Kunst- und Lebensreformwerk“ auch um die fehlgeleitete Ambition, mit der Ludwig Wittgenstein das berühmte Haus für seine Schwester entworfen hat.
Als Beruf gab Bremen den altertümelnden Begriff „Geometer“ an, seinen Unterhalt bestreitet er jedoch aus der bescheidenen Lebensversicherung seiner verstorbenen Frau. Er geht ins Café Schumann und trifft sich mit einem Debattierzirkel in den Wielandstuben, doch pflegt er keine Freundschaften und wird zum Ausgleich rätselhaft von allerlei Getier heimgesucht. Einer Verführung durch eine Kaffeehausbekanntschaft weiß er sich zu entziehen. Man darf sicher sein, dass de Bruyn neben den Seitenblicken auf die Architektur seinem Bremen einiges mitgegeben hat, was ihn selbst lästig begleitet: der Dudelfunk des Radioprogramms, die alberne Hampelei des Tanzens oder der Gruppenzwang verordneter Freizeitbetätigungen. Viel ereignet sich nicht in der knappen Geschichte, man hätte sie gut mit einem zweiten spannenden Erzählstrang verschneiden oder die Handlung ins Absurde zuspitzen können. Aber manchmal mag man sich als Leser auch gerne der Nahaufnahme eines Hintergrundrauschens widmen.

Gedanken zu “Bremens letzte Jahre”:

„Die Selbstverwirklichung der mittleren Lebensjahre ist von allgemeinem Scheitern und spurenarmem Vergehen umflort, Alter und Jugend bilden die Symmetrie der individuellen Suche jemand zu sein. Bürgerliche Sinnfindungen (Aufbau von Strukturen, Aufzucht von Kindern, Geld, beruflicher Positionskampf) sind Randnotizen oder kommen nicht vor. Die Entspannungsbedürfnisse aller auftretenden Charaktere, besonders zu sein dürfen ohne beeindrucken zu müssen, bilden enorme gegenseitige Anziehungskraft. Und so verkörpert das auftretende Sammelsurium von Charakteren gleichermaßen uneitle wie skurrile Wahrheiten menschlicher Innenwelten und Begegnungsweisen. Ich habe vor ein paar Jahren den Film ‘Finsterworld’ gesehen, der eine ähnliche Atmosphäre ausstrahlte, indem er allen Personen ein Grundrecht auf Beklopptheit zugestand, das zwar beständig am Rande psychiatrischer, hier sogar krimineller Kategorien vorbeijonglierte, aber voller Respekt zugestanden wurde. Oder ich erinnere mich an Figuren bei Tschechov oder Gontscharov, vordergründig unbedeutende Menschen, die statt komplett zu verzweifeln ihrem Leben Bedeutung durch ein Recht auf Eigenwilligkeit abtrotzen. Aber auch die Chancen der Erlösung stur verweigern. Dieses Recht auf Eigenwilligkeit/Sonderlichsein wird auch sprachlich/kompositorisch in Anspruch genommen, indem der Erzähler sich vordergründig undiszipliniert beständige Perspektivwechsel erlaubt, zwischen Jargon und Analyse, Humor und Wehmut schwenkt, eine Szenenfolge Roman nennt, Klischees des Spannungsaufbaus benutzt, um sie dann wieder zu zerstören, usw. Wenn das Ende so einsam und banal ist, wie soll man dann auf einen übergeordneten Bedeutungshorizont vertrauen? Der Sinn ist dann sinnfreies Handeln und Denken. Und aus beständiger vordergründiger Schwäche ist ein sonderbarer Magnetismus entstanden, weil aus dieser Sinnfreiheit der Kern allen transzendentalen Suchens wiederklingt: die Liebe.” (Thomas Nebel, Köln)

 

Am 31. Juli 2020 schrieb “Kabau52″ bei amazon über “Bremens letzte Jahre”:

Während Andreas Maier mit seiner Recherche aus der hessischen Wetterau Buch für Buch liefert und in kleinstteiliger und bisher unabsehbarer Folge vorgeht, hat sich Gerd de Bruyn auf einen klassisch wirkenden Dreischritt beschränkt: ein Leben in den Post-68er-Intellektuellen-WG-Milieus Frankfurts (“Das mächtige Häuflein”). Danach erschien die Pubertät und frühe Jugend als Möchtegern-Easy-Rider (das Rockermärchen “Erlenbruch”). Und jetzt das Finale eines in eigener Gestaltungs-Verrücktheit endenden Sonderlings namens Bremen. Eine Trilogie der fortlaufenden Lebens-Verklausurierung in lakonisch und gestellt einfachem Stil zwischen mal präziser und leuchtender Satzgestalt, mal dürrer Eindrucksregistrierung.
Der vergrätzte Eremit Bremen in seiner versumpften Wohnhöhle mit festgeschraubten Möbeln und klemmendem Beziehungsversuch. Und einem orphischen Ende in der Sphäre schwebender Geister. Wer Henscheids “Vollidioten-Trilogie” mag, dürfte hier mit spätem und abgespecktem, leichtgängigem Nachwuchs beschäftigt sein. Und wenn man zunächst das Rockermärchen “Erlenbruch”, sodann das “Mächtige Häuflein” und zuletzt “Bremens letzte Jahre” liest, könnte das eine eigentümliche Wunschlos-Biografie sein.

 

Alban Jansen, der mit 64 Zeichnungen das in diesem Jahr in der Edition Staub erschienene Buch “Der baumende Storch” gestaltet hat, stellt sein Werke unter dem Titel Malerei und Zeichnung vom 8. bis 12. November im Städtischen Atelierhaus am Domagkpark in München aus.

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Am 29. Juli 2019 schrieb Wolfgang Bachmann im Online-Magazin Marlowes in seiner Rezension des jüngst in der Edition Staub erschienenen Buches “Was ist organische Architektur?“ von Mirco Limpinsel:

Es geht um die Verwendung eines Wortes, um das Organische, dem man weder mit „Begriff“ noch mit  „Metapher“ gerecht werde. Für Limpinsel ist es ein Topos, also eine stereotype Phrase, um eine Bedeutung ohne beweiskräftige Begründung zu liefern. „Organisch“ gilt als dankbares Beispiel, ein Lieblingswort im 19. Jahrhundert. Was sich damit beschreiben lässt, erhält die Aura des Natürlichen, des Gewachsenen, als sei es ein genuines Attribut vom Schöpfergott. Um der hinterhältigen Botschaft des Wortes auf die Schliche zu kommen, analysiert der Autor den Organismustopos und die dahinter stehenden Denkfiguren. In sieben Schritten dekliniert er sich durch beispielhafte Gegensatzpaare wie Haus/Umgebung, Form/Funktion oder Willkür/Notwendigkeit. Den dem organischen Bauen verpflichteten Architekten dient dieser Topos als selektiver Vermittler, der vorgibt, es sei unnötig, sich für eine Richtung zu entscheiden, da das „Organische“ letztlich eine synthetische Einheit in diesem Dualismus herstelle: „Ein guter Entwurf ist dann ‘organisch‘ und alle möglichen mit einem Entwurf verbundenen Entscheidungen können dadurch begründet werden, dass sie in einen inhaltlichen Zusammenhang mit einem ‘Organismus‘ gestellt werden.“ Um weiche, runde, gewachsene Formen geht es also gar nicht. (…)  Ob das Herumgedenke um das Organische irgendetwas verändert, ist nicht die Frage. Aber diese Auseinandersetzung könnte eine Warnung für uns Schreiberlinge sein, sich der unfreiwilligen Katachresen und suggestiven Metaphorik bewusst zu sein, mit der wir in unseren Texten unterschwellig um Zustimmung buhlen. … zum Artikel

Den Grafikdesigner und Typographen Tobias Hönow

aus Stuttgart, dem wir die ungewöhnliche (Schrift)Gestaltung der IDEENPARADIESE verdanken, konnten wir dafür gewinnen, uns bei der weiteren Entwicklung des grafischen Erscheinungsbilds der Edition Staub zu beraten und für ausgesuchte Titel die Covergestaltung zu übernehmen.  tobiashoenow.de

 

Ursula Baus schrieb am 30. Januar 2018 im Online-Magazin “Marlowes“ über Gerd de Bruyns Buch “Theorie der modernen Architektur“:

“Seine Ausbildung führte Gerd de Bruyn wie einen akademischen Nomaden in allerlei Fachbereiche: Er studierte Literatur- und Musikwissenschaft, dann am Städel in Frankfurt Architektur und promovierte im Fach Soziologie in Darmstadt. Was ihn nun über Jahrzehnte gedanklich bewegte, zeichnet ihn als Wanderer zwischen den Welten im interdisziplinären und essayistischen Metier des Nachdenkens über Architektur aus. So führt der Titel „Theorie der modernen Architektur“ in die Irre: Gerd de Bruyn zeichnet nicht nach, was als Architekturtheorie der Moderne ausgemacht werden könnte. Nein, er schreibt es selbst im Vorwort: Gedacht sei das Buch „als Rückblick, Bilanz und Abschiedsgruß an alle, die ich vermissen werde“. Heiter verstößt er gegen wissenschaftliches Arbeiten, nimmt aber auch nie Partei für lebende Architekten – für tote schon. Und vor allem geht es ihm um Architektur als „reflektierte und politisch engagierte Kunst“.

Woran man sich gewöhnen muss, ist, wie Gerd de Bruyn von „der“ Architektur spricht, als sei sie eine handelnde oder denkende Person. Oder eine „enzyklopädische Wissenschaft“. Oder eine „anachronistische Synthese, die mehr oder weniger heroisch aufbegehrt gegen ihre Aufsplitterung in Einzeldisziplinen“. Und der Autor macht auch keinen Hehl daraus, dass ihn in den letzten Jahren – wie so viele – der traditionelle Charakter von Architektur mehr und mehr interessierte. So lesen sich die Beiträge wie ein kulturwissenschaftliches Tagebuch, in dem Streifzüge durch fast alle Aspekte der Architektur zu finden sind – Ornament, Atmosphäre, Ökonomie und Funktionalismus, Technik und Kultur, Populismus und Provinz und viele mehr. Es schimmert in allen Texten eine latente Skepsis gegenüber der Gegenwart: Um deren Architektur scheint es nicht gut bestellt zu sein. Gerd de Bruyns Texte sind dessen ungeachtet brillant geschrieben und damit stets ein Lesevergnügen.”

Gerd de Bruyn liest in der Buchhandlung Schutt

in Frankfurt am Main am 4. November 2017

Ein Abend mit Geschichten aus Bornheim & Musik

Wo: Im Antiquariat der Buchhandlung Schutt
Beginn: 20:00 Uhr
Eintritt: frei

denken: body, sprechen: poe (2010)
Lustige Reime aus: “Tag für Tag“
George Gershwin: Andante con moto e poco rubato, aus: Preludes for Piano
                                                                                                                         

Der Hausfreund (begonnen 2016)
Das Land wo die Zitronen blühn“ und andere Kurzgeschichten
Frédéric Chopin: Prélude Nr. 13 in Fis-Dur, au:s 24 Préludes op. 28
Alexander Skrjabin: Prélude Nr. 2 in a-moll, aus: 24 Préludes op. 11  

Das mächtige Häuflein (2016)
Kapitel 4, 5
Modest Mussorgskij: Il Vecchio Castello, Promenade
Kapitel 8, 15
Erroll Garner: Gaslight

Neues aus Liliput (2016)
“selbstporträt“ u. a. Gedichte
Erik Satie: Sonatine bureaucratique            

Buchhandlung Schutt, Arnsburger Str. 76, 60385 Frankfurt am Main

Um Voranmeldung zur Lesung unter der Telefonnummer 069/435173 oder per E-Mail an info@buchhandlung-schutt.de wird gebeten.

Die Frankfurter Neue Presse vom 13. Juli 2017 schreibt:

Organistin unerwünscht

Ein Büchlein über gescheiterte Jazz-Liebhaber

von Dierk Wolters

„In der Erzählung „Das mächtige Häuflein“ führt Gerd de Bruyn mitten hinein ins Frankfurter Nach-68er-Milieu der frühen 80er Jahre. Was ist das für eine seltsame Gesellschaft, die wir da kennenlernen? Teste, der ein Wasserhäuschen gepachtet hat, Bruns, ein Künstler, und Traudel, die sich ihm als Freundin andient, was nicht ganz unproblematisch ist, weil Traudel nämlich Organistin ist, und das ist verpönt im Kreis. Verpönt, weil man den Jazz schätzt, darauf hält man sich etwas zugute, immerhin war Frankfurt einmal Deutschlands Jazzhauptstadt, zumindest in den 50er Jahren war das so, und auch noch in den 60ern und ein bisschen in den 70ern. Aber da wurde es auch schon mau, und von der großen Tradition war nicht mehr ganz so viel zu spüren.

Kein Grund für „das mächtige Häuflein“, wie Autor Gerd de Bruyn seine überschaubare Darstellertruppe benamt, diese ehrwürdige Tradition, die irgendwie intellektuelle Exklusivität verheißt, nicht weiterzuführen. Ums Anders-Sein nämlich, ums Nicht-Mitschwimmen im Strom des Kapitalismus, ums genussvolle Ausscheren, um einen alternativen Lebensentwurf ist es dem Häuflein zu tun, wobei das Alternative nicht demonstrativ zur Schau getragen wird, sondern sich in eher leise resignativ gelebten Details wie eben der Liebe zum Jazz äußert. Die aber ist dann nicht verhandelbar: Organistin, das geht gar nicht, und dann auch noch bayerischer Herkunft – mehr als heikel. Gerd de Bruyn erzählt in kurzen Kapiteln Episoden aus den Lebensläufen des Häufleins, vom Beziehungs-Hin-und-Her und vom traurigen Stolz darauf, zu den letzten Aufrechten zu gehören. Er erzählt es historisierend, so wie einen Rückblick in ein vergangenes Zeitalter, mit aller Wehmut, die dazugehört, denn der Erzähler war offensichtlich einer, der auch einmal zum „Häuflein“ gehörte, aber auch mit einer gelegentlich ins Gehässige kippenden Ironie.

Mit der „Gelehrtenrepublik“ beispielsweise, über die der Erzähler anfangs zu schreiben verspricht, ist es nämlich nicht weit her. Der Wasserhäuschenbesitzer, der Künstler und ihre wechselnden Frauen (Isolde, Ruth, Elisabeth . . .) sind mitnichten die gedanklichen Alles-Durchdringer, als die sie einmal angetreten waren. Ihre alternativen Lebensentwürfe sind in Wahrheit prekär bis trist. Sie sind „auf gewisse Frankfurter Herrschaften schlecht zu sprechen, die in den späten Achtzigern politisch Karriere machten und in höchste Regierungsämter aufstiegen“, wie der Erzähler mitzuteilen nicht versäumt. Wie mit einem Raumschiff nähert sich der 1954 geborene Autor, der heute in Stuttgart lebt, übrigens Literatur- und Musikwissenschaften an der Goethe-Universität studierte und anschließend die Architekturklasse der Städelschule besuchte, dieser eigenartigen „Zeit des Übergangs, als es in Frankfurt weniger hektisch zuging“, fliegt über die Taunushänge, um schließlich mitten in Bornheim zu landen und sich dort umzutun. Und nachdem dies vollbracht ist, fliegt er ebenso unversehens wieder davon: in einer Spaß- und Spuk-Volte, die das Personal, das er hinter sich lässt, wie ein Relikt aus einer anderen, endgültig vergangenen Zeit zurücklässt. Nichts bleibt als eine gespenstische Erinnerung.“

 


 

Die Frankfurter Rundschau vom 6. Dezember 2016 schreibt:

„Borniertes Frankfurter Biedermeier

Gerd de Bruyns Milieustudie „Das mächtige Häuflein“ führt in und prekäre Verhältnisse vor

Von Christian Thomas

Kein Mensch, der nicht restlos durchschaut wird. Das gilt auch für Frankfurt, dessen Vedute bereits auf den ersten beiden Seiten, noch aus der Fernsicht auseinandergenommen wird wie in einer garstigen Glosse. Auch dabei bleibt es nicht, denn Gerd de Bruyns „Das mächtige Häuflein“ ist als Erzählung gedacht. Aber auch damit hat es kein Bewenden, denn das Büchlein ist in weiten Teilen so etwas wie eine bitterböse Milieustudie der Frankfurter Szene der achtziger Jahre, Jazz-fixiert, mit einem obendrein stark Bornheim-zentriertenWeltbild. De Bruyn, der diese Welt in den 80er und 90er Jahren kennengelernt hat, bevor er als Professor der Architektur nach Stuttgart berufen wurde, stellt dieses Häuflein nun allerdings alles andere als mächtig dar. Das ist die pure Ironie! Sie gilt dem Wasserhäuschenpächter Teste, dem Dioramenbauer Bruns, sie gilt der Organistin Traudel, der schönen Isolde, dem schwulen Erwin – sie gilt einer „Gelehrtenrepublik“, was eine Anspielung ist, allerdings auch eine Lebenslüge offenbart. Führt doch de Bruyns Studie ein Milieu vor, das, bürgerlichen Existenzweisen gegenüber zutiefst kritisch, aus einer Gemeinschaft der Scheiternden besteht. Aus einer Notgemeinschaft, einer Nischenexistenzgemeinschaft. Lesern ist das vertraut aus Eckhard Henscheids „Trilogie des laufenden Schwachsinns“. Zum ganzen Drumherum (der Welt) steht man als Nörglernatur, als Missmutbürger steht man im Leben.

Das Buch führt in und prekäre Verhältnisse vor. Man zehrt vom Schwadronieren, hält es mit den Outlaws in Literatur und Musik, mit den Vertretern einer unmoderaten Moderne, was, sofern sich nicht ein drastischer Szenejargon ausspricht, in einem altväterlichen Ton erzählt wird. Der Modernefuror gründet in romantischen Reminiszenzen. Auch dabei bleibt es nicht, denn nicht nur wegen vieler Verweise (Guy Debord, Chet Baker, Buckminster Fuller, Jean Paul) oder einer (echt heiklen) Anspielung auf Paul Celan, legt der Erzähler einen enervierenden Bescheidwisserton an den Tag. Soll heißen: Die Erzählung kippt immer wieder in die Erklärung. Erklärtermaßen geht es um alles andere als nur das humorvolle Hochnehmen einer „ärmlichen Lebensführung“ in einem wahrhaftig unheimlich antibürgerlichen Biedermeier.“

 


Kundenrezension bei amazon zu Gerd de Bruyn:
„Das mächtige Häuflein”

Von Kabau52 am 20. Oktober 2016
Ein geistvolles und witziges Buch, das sich irgendwo zwischen Eckhard Henscheids “Vollidioten” und Frank Witzels RAF-Erfindungsroman aufhält. Kleines Format über eine der zahllosen kleinen ideologischen sozialen Nischen der 70/80er Jahre, wo sich zeitgeistbewegte, mit kritischer Theorie geschmückte akademische Jugend zwischen Baum und Borke, also im Schattenreich selbstgewählter prekärer Existenzform, bewegte. Spielt im Frankfurter studentischen Milieu unter kritischen Nichtkämpfern mit erhaben-mönchischen Haltungen, aber auch schwachbrüstigen libidinösen Eroberungsversuchen. Der Autor scheint irgendwie drin zu stecken und hat auch Distanz. Liest sich glatt weg, bleibt auf dem Teppich und ist für Liebhaber der Post-68er-Generationen-Romantik unbedingt zu empfehlen.

Kundenrezension bei amazon zu Gerd de Bruyn:
„Neues aus Liliput”

Von Kabau52 am 25. Oktober 2016

Habe mir nach der Erzählung “Das mächtige Häuflein” auch den Gedichtband von Gerd de Bruyn gekauft und finde den, obwohl ich dem “Häuflein” schon fünf Sterne gab, fast noch besser. Das ist wie eine Mischung aus Wilhelm Busch und spätem Ernst Jandl. Eine kuriose Gemengelage aus hoher Ambition mit oft sehr trivialen Ausgängen. Aber das scheint gewollt, so als würde man im Schlamm stehen und zu den Sternen aufblicken. Alles in einem schwer zu beschreibenden Ton aus Bräsigkeit, hartem Reimschema und anzüglichen Blitzlichtern. Irgendwie: moderne Gartenlaube.
Das Reimen erfolgt nach dem Motto “Reim dich oder ich fress’ dich”, was in seiner Konsequenz kuriose Sinn- und Themenumschwünge von einer Zeile zur anderen erbringen kann. Themen gehen von ziemlich klein bis ganz klein, wenngleich immer mal ein großer Name oder Begriff fällt. Gewitzt, teils bösartig, knatternd, dann wieder ganz lieb und rührend. Zwischen den Gedichten, bei den Kapitelwechseln, sind farbige Kreidezeichnungen des Autors abgedruckt. Dazu ein Lesebändchen – also auch ein schönes Buch.

Kundenrezension bei amazon zu Gerd de Bruyn:
„Das artemisianische Prinzip”

am 13. Februar 2015
Das „Artemisianische Prinzip“ gehört zu jener Art von Büchern, die deshalb so anregend sind, weil sie sich nicht ohne weiteres einordnen lassen. Die Bezeichnung Romanessay macht deutlich, dass einerseits eine amüsante Geschichte erzählt, andererseits eine bedenkenswerte kulturwissenschaftliche These vertreten wird. Das Eine lässt dabei das Andere anschaulich werden. So gibt das Buch zu denken, und zugleich macht der schillernde Facettenreichtum die Lektüre zum Vergnügen.

Lesung

Bachwolf von Schenemar – DASISTAL

Georg Maag liest aus dem Werk eines imaginierten Autors

Mittwoch, 7. Dezember 2016, 19:00 Uhr  – 20:00 Uhr
Einlass 18:00 Uhr

Ort:
Villa Leon
Philipp-Koerber-Weg 1
90439 Nürnberg

Eintrittspreis:
7.00 €

Veranstalter:
Pegnesischer Blumenorden e.V., Nürnberg